Bewegung schützt Kinder vor Stress

Eine Studie, die in Kürze im «Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism» (JCEM) erscheinen wird, zeigt, dass körperlicher Aktivität bei Kindern eine sehr wichtige Bedeutung zukommt, um mit stressreichen Situationen gut umgehen zu können. Wenn die Kinder alltäglichen Stressoren ausgesetzt waren, wiesen die inaktiven Kinder der Studie eine höhere  Menge des Stresshormons Kortisol auf, die aktivsten Kinder hingegen keinen oder nur einen geringen Anstieg des Kortisollevels. Laut des Wissenschaftlers Silja Martikainen von der Universität Helsinki zeigen die Ergebnisse, dass körperliche  Aktivität eine wichtige Rolle spielt, um negative Auswirkungen alltäglicher Stressoren abzupuffern . Somit schützt körperliche Aktivität die psychische Gesundheit.

In der Querschittsstudie wurden 252 achtjährige Kinder hinsichtlich ihrer körperlichen Aktivität und ihrer Kortisollevel mit Accelerometern (Beschleunigungssensoren) und Speichelproben untersucht. Um Stressreaktionen hervorzurufen, wurden ihnen arithmetische Aufgaben und Sprechaufgaben (story-telling) gestellt.

Die Kinder wurden in 3 Aktivitätsgruppen eingeteilt. Die Stressreaktivität der körperlich am wenig aktivsten Kinder ist am höchsten, die der aktivsten Kinder am geringsten. Diese Ergebnisse sind ein Hinweis dafür, dass körperliche Aktivität die psychische Gesundheit schützt, wobei die Art der Beziehung unklar ist. Möglich ist, dass der Fitnesszustand einer Person negative Stresswirkungen abpuffert. Dies war ein Ergebnis einer Untersuchung zu Bewegung und Gesundheit mit Göttinger Studierenden (Möllenbeck 2011).

Der Artikel „Higher Levels of Physical Activity are Associated with Lower Hypothalamic-Pituitary-Adrenocortical Axis Reactivity to Psychosocial Stress in Children“ erscheint im April 2013. Einen Überblick finden Sie hier:

Bewegungsmangel führt zu schlechteren Schulnoten

Vor dem Hintergrund, dass weltweit nur ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen ausreichend körperlich aktiv sind, untersuchte eine Forschergruppe um den finnischen Gesundheitswissenschaftler Marko T. Kantomaa, ob motorische Fähigkeiten von Kindern spätere schulische Leistungen beeinflussen. Die Forscher stellten fest, dass körperliche Aktivität (physical activity) und starkes Übergewicht (obesity) den Zusammenhang von motorischen Fähigkeiten im Kindesalter und späteren schulischen Erfolgen beeinflussen. Eingeschränkte bzw. mangelnde körperliche Aktivität im Kindesalter scheint ein wichtiger Faktor zu sein, der die Wirkung von Übergewicht und körperlicher Aktivität auf schulische Leistungen steuert. Zudem erhöht Bewegungsmangel im Kindesalter erwartungsgemäß die Wahrscheinlichkeit für späteres (starkes) Übergewicht.

Kantomaa et al. werteten die Daten von 8.061 Kindern der Geburtenkohorte 1986 aus Nordfinnland aus. Im Alter von 8 Jahren wurden die Eltern hinsichtlich der motorischen Fähigkeiten ihrer Kinder befragt. Mit 16 Jahren wurden die Jugendlichen zu ihrer körperlichen Aktivität befragt, ihre kardiorespiratorische Fitness wurde mit dem Fahrradergometer gemessen und per Größe und Gewicht das Gewicht bestimmt. Zudem wurden die schulischen Noten erhoben.

Zwischen der Ausübung körperlichen Aktivitäten und der späteren schulischen Leistung besteht ein direkter Zusammenhang, zwischen Übergewicht und späteren schulischen Leistungen besteht ebenfalls ein direkter negativer Zusammenhang. Ein Zusammenhang zwischen mangelnder körperlicher Aktivität (compromised motor function) im Kindesalter und späteren schulischen Leistungen entsteht dabei lediglich über die körperliche Aktivität sowie das Übergewicht, jedoch nicht über die kardiorespiratorische Fitness. Dies könnte daran liegen, dass Faktoren wie die Intensität der körperlichen Aktivität oder die Art der Aktivität nicht untersucht wurden. Dies kann die Aussagekraft der Ergebnisse einschränken (im Überblick Möllenbeck 2011). Die Jungen hatten schlechtere Noten als die Mädchen und waren auch häufiger (stark) übergewichtig.

Laut der Autoren kann mangelnde körperliche Aktivität im Kindesalter dazu beitragen, die Kinder auf einen negativen Entwicklungsweg hinsichtlich ihrer kognitiven und schulischen Leistungen zu bringen. Die Studienergebnisse bestätigen somit aktuelle Studien, die die förderlichen Effekte körperlicher/ körperlich-sportlicher Aktivitäten auf schulische Leistungen nachweisen. Inaktive und somit leistungsmäßig gefährdete Kinder sollten identifiziert und gefördert werden.

Einschränkungen der Aussagekraft der Studie bestehen aufgrund der selbstberichteten Daten der Eltern über ihre Kinder sowie aufgrund des einmaligen Messzeitpunkts der Daten mit 16 Jahren. Hier wären mehrere Erhebungen wünschenswert gewesen. 

Der Artikel wurde im Wissenschaftsjournal „PNAS“ publiziert und ist online unter folgender Adresse einsehbar:

http://www.pnas.org/content/early/2012/12/26/1214574110.full.pdf+html